„Die Kinder sollen Tango tanzen!“

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Vor vier Wochen startete ich die Umfrage zu Vereinbarkeit von Tango und Familie. Der ursprüngliche Auslöser war eine Diskussion über dieses Thema auf den Seiten des Blogs „Tango Vibes Berlin“, der mich spontan auf die Idee brachte, das Thema Familie und Tangotanzen systematisch anzugehen. Innerhalb von einer Woche entstand ein Fragebogen, den ich in Papierform auf dem Tango-Marathon meiner „Homebase“, dem Tango Colon, ausgelegt und zeitgleich ins digitale Netzwerk eingebracht habe. Die Resonanz war überwältigend, die Reaktionen vielfältig! Insgesamt haben 247 Personen an der Umfrage teilgenommen und 230 haben den Fragebogen hinreichend ausgefüllt.

Zunächst zweifelnd belächelt, kritisch begutachtet und ungläubig hinterfragt, entwickelten sich rund um den Fragebogen zahlreiche interessante Gespräche und Einblicke in jeweils ganz unterschiedliche Situationen. Dabei waren Schilderungen von Frauen, die die Zeit der Kindererziehung schon längst hinter sich gelassen haben und die von einer gleichberechtigen Aufteilung der Kinderbetreuung nicht einmal zu träumen wagten. Männer, die den Sinn und Zweck dieser Umfrage zunächst gar nicht verstanden. „Was gibt es da zu vereinbaren?“ wurde da gefragt, oder: „Macht Dir das Thema solche Sorgen?“ Männer, die wissen wollten, woher die Idee kam und mir bereitwillig davon erzählten, wie das Thema Kinderbetreuung in ihren Beziehungen gehandhabt wird. Vor allem aber Frauen, die ganz begeistert davon waren, dass sich jemand eben diesem Thema widmet.

Daher präsentiere ich heute stolz die „Hard Facts“ meiner Investigation. Wie schon erwähnt, beziehen sich die nun folgenden Aussagen auf ein Sample von 230 gültigen Fällen. Da die Befragten nicht zufällig aus einer Grundgesamtheit aller Tangotanzenden stammen, sind die Ergebnisse keinesfalls repräsentativ für die deutschsprachige Tango-Community als solches, sondern eher für einen kleinen Ausschnitt an Personen, die sich für das Thema Vereinbarkeit von Familie und Tango interessieren (und eben diejenigen, die an der Umfrage teilgenommen haben). Sei es, weil sie selbst betroffen sind oder einfach aus Neugierde.

Im Folgenden habe auf die Darstellung der Diagramme verzichtet. Wer sich für die genauen Zahlen der ausführlichen Version interessiert, findet diese hier:

Hard Facts

Im Mittelpunkt der Analysen stehen Gruppenvergleiche entlang der Befragtenmerkmale Geschlecht, Alter und Elternschaft, da diese Gruppen für das Thema besonders relevant sind. Vorab zunächst ein paar Eckdaten zu den untersuchten Merkmalen. Es haben deutlich mehr Frauen als Männer an der Umfrage teilgenommen, das sollte bei der Auswertung berücksichtigt werden.

Die altersmäßige Aufteilung zeigt, dass sich vor allem Personen der Altersklassen 31-40, 41-50 und 51-60 Jahren an der Umfrage beteiligt haben. Also genau die Zeitspannen, in der die Kernfamilie im Mittelpunkt steht. Zwar geht aus den Daten auch hervor, dass bei den über 40jährigen ein Drittel der Kinder schon über die betreuungsintensivste Phase hinaus sind, jedoch wird das Thema Pflege der Eltern/Angehörigen hier aktuell: Bei 12% der 41 – 50jährigen und 18% der 51- 60jährigen Personen aus der Stichprobe werden Eltern oder Angehörige gepflegt. Nichtdestotrotz kann angenommen werden, dass durch intensive Kinderbetreuung insbesondere das Kontingent an Freizeit der 31-40jährigen relevante Einbußen erfährt. Dass dies nicht ewig währt, zeigt die Gruppe der über 60jährigen. Gerade mal zwei Kinder leben in dieser Gruppe noch zuhause. Also: irgendwann kommt sie auch von alleine wieder, die Zeit zum Tanzen.

Was lässt sich zum Merkmal Elternschaft über diese Stichprobe aus der deutschsprachigen Tango-Community sagen? Aus allen abgefragten Kategorien zur Betreuungssituation sind Teilnehmer*innen vorhanden. Das ist gut, so lassen sich neben der Zielgruppe auch die Vergleichsgruppen wie beispielsweise Tanzende, die eben keine Kinder haben oder deren Kinder nicht mehr betreut werden müssen, beleuchten.

Zudem zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass die Befragten beruflich stark eingebunden sind. 57% der befragten Männer arbeiten mehr als 40h/Woche, 26% der Frauen, 58% aller befragten Frauen sind zwischen 20h -39 h/Woche berufstätig und 34% der Männer. Im Vergleich arbeiten die Frauen prozentual weniger Stunden/Woche, was zumindest darauf hindeutet, dass auch in dieser Stichprobe oft die Mütter das Gros der Kinderbetreuung übernehmen.

Kommen die Kinder, kann der Tango erstmal Pause machen

Ok, zugegeben, dass frisch gebackene Eltern erst mal zu einer Tango-Auszeit angehalten sind, liegt in der Natur der Sache. Das wirkt sich auch nicht exklusiv auf Tango als Hobby aus, sondern umfasst so ziemlich das gesamte gewohnte Leben. Natürlich währt die Tango-Auszeit für die meisten auch nicht ewig an. Viele Tanzende, sowohl Mann als auch Frau, sind bereits kurz nach der Geburt wieder in den Tanzschuh geschlüpft. Übrigens, mir wurde dies in der Rückbildungsgymnastik sogar ausdrücklich empfohlen, denn gehen auf hohen Schuhen stärkt den Beckenbodenmuskel. Also, es ist nicht notwendigerweise der Fall, dass Mama oder Papa alle Hobbies jenseits von Windelkonsistenz, Breitemperatur oder der Wahl der Einschlafsongs Ad Acta legen müssen!

Von 62 betroffenen Personen in der Umfrage, die angegeben haben, eine Tangopause nach der Geburt des Kindes eingelegt zu haben, gaben 25 Prozent an, drei Monate pausiert zu haben. Jedoch haben 50 Prozent der betroffenen Personen dem Tango auch mindestens länger als ein Jahr entsagt. Mir selbst ging es da nicht anders, und ich muss gestehen, ich habe den Tango während dieser Zeit nicht einmal vermisst. Es gibt für alles eine Zeit, und die Babyzeit war auch bei uns definitiv eher Familien- als Ausgehzeit. Das war auch sehr schön so. Aber selbst die innigste Babyblase nimmt irgendwann wieder ein Ende. Nach und nach macht sich eine Stimme bemerkbar, die inständig ein paar Vorwärts- oder Rückwärts-Ochos einfordert. Was dann? Werden die nicht mehr ganz so frischen Eltern das nächste Jahrzehnt dem Tango weiter entsagen? Wohl kaum.

Daher hat mich an dieser Stelle interessiert, wie häufig Eltern tanzen gehen? Und wie zufrieden sie mit dieser Häufigkeit des Tanzens sind. Abgefragt wurde die Häufigkeit der Besuche von Kursen, Milongas, Workshops und Tango-Marathons. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Personen mit Kindern substantiell seltener Kurse besuchen. Am deutlichsten tritt der Unterschied in der Häufigkeit der Milongabesuche hervor. 33% der Tanzenden ohne Kind besuchen mehrmals in der Woche eine Milonga gegenüber 16% der Tanzenden mit Kind. Interessanterweise gehen sowohl ein Viertel aller Tanzenden in beiden Gruppen (mit oder ohne Kind) einmal die Woche zur Milonga. Gut ein Drittel aller Tanzenden mit Kind besuchen sporadisch eine Milonga, im Gegensatz zu einem Zehntel der kinderlosen Tanzenden. Der Unterschied in der Milongahäufigkeit zwischen Tanzenden mit und ohne Kind ist systematisch, zumindest wenn man die Daten aus der erhobenen Stichprobe zu Grunde legt.

Wie wirkt sich Elternschaft auf die Zufriedenheit mit der Häufigkeit des Tangotanzens aus?

Tanzende ohne Kinder im Vergleich zu Tanzenden mit Kindern weisen deutlich höhere Zufriedenheitswerte mit der Häufigkeit ihres Tanzens auf. Die Angaben der Tanzende ohne Kind bewegen sich vornehmlich im positiven (bzw. „zufriedenen“) Bereich, wohingegen knapp ein Drittel der Tanzenden mit Kind angegeben haben, „unzufrieden“ bis „sehr unzufrieden“ mit der Häufigkeit des Tanzens zu sein. Wenn man zusätzlich den Mittelwert der Zufriedenheit aller Tanzenden mit Kindern im Haushalt (2,9) und ohne Kinder (3,7) vergleicht (ein Mittelwert von 3 würde mit der Kategorie „teils/teils“ korrespondieren) zeigt sich auch hier ein statistisch signifikanter Unterschied. Im Klartext, Personen ohne Kinder sind wesentlich zufriedener mit der Häufigkeit ihres Tangotanzens.

Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse aber auch, dass auch Eltern tanzen gehen. Vielleicht nicht so häufig wie sie es sich wünschen, aber immerhin, sie tanzen, der Großteil zumindest.

Alter macht nicht nur weise, sondern auch zufrieden

Auch im Bezug auf das Alter ist ein deutliches Zufriedenheitsgefälle zu erkennen. Tanzende ab 50 Jahren sind deutlich zufriedener als jüngere Tänzer. Was ist die Ursache für dieses Gefälle? Möglicherweise ein mit dem Alter wieder zunehmendes Kontingent an Freizeit. Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und auch beruflich langsam ein Gang runtergeschalten wird, dann entdecken viele Menschen ihre Zeit neu. Viele Teilnehmer haben angegeben, erst mit dem Tango tanzen begonnen zu haben, als die Kinder schon älter waren. Was vollkommen plausibel ist. In Anbetracht der recht knappen Zeit ist es eh schon schwierig genug, bereits bestehende Hobbies unter einen Hut zu bekommen. Eine befragte Person äußerste sich diesbezüglich folgendermaßen:

„Ich habe erst mit dem Tango angefangen, als die Kinder groß waren. Konnte vorher auch Arbeit Kinder und Tanzen nicht koordinieren, da ich noch ein anderes Hobby habe (Musik) und zwei Hobbies ging nicht, als die Kinder klein waren.“

Wo ein Wille ist, …

Wir wissen nun, dass Menschen ab 50 und Tänzer ohne Kind im Haushalt deutlich zufriedener sind mit der Häufigkeit ihres Tanzens. Aber wieso gehen diejenigen, die nicht ganz so zufrieden sind, nicht einfach häufiger tanzen? Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Mit Abstand das häufigste Hindernis zum Tanzen ist die Arbeit. Und das gilt für Tanzende mit und ohne Kinder im Haushalt gleichermaßen! Für viele ist die Anfahrt zur nächsten Milonga die nächste Hürde, die es zu überwinden gilt, und an dritter Stelle die fehlende Kinderbetreuung, allerdings ausschließlich für Tanzende mit zu betreuenden Kindern, verständlicherweise.

Dass sich der Tango sehr wohl mit der Familie vereinbaren lässt, sobald er mit etwas Vorlaufzeit planbar gemacht wird, zeigt die Häufigkeit der Besuche von Workshops und Marathons. In Bezug auf die Häufigkeit von Workshop und Marathon-Besuchen lassen sich zwischen den beiden Gruppen Tanzende mit und ohne zu betreuende Kinder kaum noch Unterschiede erkennen. Zwar tanzen Personen ohne Kind immer noch ein wenig mehr als Personen mit Kind, jedoch sind die Differenzen marginal.

… ist auch ein Weg?

Was bleibt ist also die Kluft zwischen denen mit und ohne zu betreuenden Kindern beim regelmäßigen Tangotanzen in Kursen und Milongas. Was kann man tun, um dieses Gefälle abzufedern? An der Stelle beginnt der konstruktive Teil dieser Umfrage. Zunächst hat mich interessiert, wenn Betreuung für Kinder oder zu pflegende Angehörige vorhanden war, durch wen diese geleistet wurden. Lediglich 13 Prozent (21 Personen) gaben an, gar keine Unterstützung zu erhalten. Bei den meisten Befragten kam der Babysitter zum Einsatz, dann der Partner, aber auch ein Netzwerk aus Großeltern, Freunden, befreundeten Familien, Geschwisterkindern, Au Pair bis hin zu Pflegediensten.

Natürlich muss man die Kinder auch gar nicht fremd betreuen lassen. Je nach Tageszeit kann man sie doch auch „einfach“ zur Tango-Veranstaltung mitbringen, oder? An dieser Stelle hat mich sehr überrascht, dass 57% von 149 Personen ihr Kind zu Tango Veranstaltungen mitgebracht haben. Ich finde, das sind sehr erfreuliche Zahlen. Auch wir haben unsere Kinder hin und wieder auf einen Schüler-Tanz-Nachmittag mitgeschleppt und quasi ein Familienevent aus der Sache gemacht. Gut, ganz ehrlich, allzu viel gemeinsam tanzen konnten wir dabei nicht. Abwechselnd ging es jedoch ganz gut. Unsere Tochter bekommt auch sofort leuchtende Augen, wenn wir sie fragen, ob wir mal wieder zusammen zum Tango gehen sollen. Ihre Antwort: „Ich mag Tango, da gibt’s immer viel Kuchen und Süßigkeiten!“

Weitere Kinder sehen wir bei unseren Tango-Nachmittags-Treffs allerding eher selten. Wieso eigentlich? Liegt es an der Location? Am Publikum? Am Setting?

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Eltern durch die Anwesenheit ihrer Kinder nicht wirklich entspannt tanzen können. Entweder rennen die Kinder ihren Eltern hinterher, oder sie rufen quer durch den Saal nach Mama oder Papa, oder sie sind einfach unzufrieden mit der Gesamtsituation und fangen an den Saal auf eigene Faust zu erobern. Sehr zur Bedrängnis der übrigen Tanzenden. Zudem haben Kinder häufig schlichtweg keine Lust zu kommen. Die Aussicht auf drei Stunden Bildchen malen oder Hausaufgaben erledigen ist halt nicht sonderlich reizvoll.

Oder gar mehrere Wege?

Wie also ließe sich das Tango-Umfeld für Eltern und Kinder attraktiver gestalten? War ich vorhin überrascht von den Antworten, so bin ich an dieser Stelle schlichtweg überwältigt. Es ging eine Fülle an Rückmeldungen, Vorschlägen, Erfahrungen und Bestätigungen ein, die ich so gar nicht erwartet hatte. Dass meine Umfrage so viel Resonanz erfährt, freut mich natürlich überaus. Das Thema scheint also für einige Tanzende durchaus von Bedeutung zu sein.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass viele Eltern ihre Kinder liebend gern zur Milonga mitbringen würden, auch auf die Gefahr hin, dass die Kinder hin und wieder Aufmerksamkeit beanspruchen. Einmal im Monat eine Milonga zu besuchen, die sich explizit für Familien (mit Kindern) öffnet, ist ein Wunsch, der in dieser Umfrage oftmals geäußert wurde. Viele Eltern gaben auch an, bereit zu sein, einen Aufpreis für Kinderbetreuung zu bezahlen, wenn sie ihre Kinder idealerweise in einem Nebenraum in guten Händen wüssten. Die Ideen hierzu waren sehr vielfältig: Tango im Gemeinderaum, in einer Kita, in der Nähe von Spielplätzen, Wiesen, Open Air, zur Frühstückszeit, am Nachmittag, After-Work-, Wochenend-Milongas. An der Stelle schießt mir sofort folgender Gedanke in den Kopf: Wie wäre es denn, wenn sich ein paar ältere Kinder Sonntagnachmittags ein paar Euros dazuverdienen könnten, indem sie mit den kleineren ein Spieleprogramm durchziehen? Eine Person machte folgenden Vorschlag: „Kinder während der Nachmittags-Milonga einen „Job“ geben: Getränke verteilen, Tische abräumen…“. Also ich sehe da schon fast ein vielversprechendes neues Geschäftsmodell.[1]

Ein ähnlicher Vorschlag eines/r Befragten: Elternnetzwerke zu gründen. „Eltern könnten sich zusammenschließen und abwechselnd die Kinder hüten. So können Kinder in Kontakt mit anderen Kindern kommen – auch mal außerhalb von Schule, Kita usw. und die Eltern können sich eine wunderbare Auszeit mit ihrem herrlichen Hobby gönnen.“

Der nächste Punkt richtet sich an die Tango-Gemeinschaft im Allgemeinen. Manche Eltern äußerten Bedenken darüber, wie Kinder im Tango-Umfeld aufgenommen würden. Das ist sicherlich eine berechtigte Sorge. Die Tango-Szenen scheinen mir nicht überall so aufgeschlossen, wie in unserem Umfeld hier in Köln. Eine Frau berichtet zum Beispiel: „Ich bin einmal bei einer Veranstaltung abgelehnt worden, weil ich meine Teenager-Tochter mitbringen wollte – keine ganz so gute Erfahrung.“ Eine weitere Stimme aus der Umfrage dazu: „Wir kennen eine Milonga, zu der regelmäßig kleine Kinder mitkommen. […] Das Ganze ist völlig unkompliziert und unproblematisch. Ich glaube das Hauptproblem ist, dass es mittlerweile einen akademischen Überbau zum Tango gibt, nach dem es sich um eine sakrale Angelegenheit handelt und man abgestraft wird, wenn man sich zu laut unterhält oder Kinder rumtoben. […] Die Milonga müsste wieder zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden, wo man redet, sich trifft und nebenbei auch tanzt. Dann wäre das mit den Kindern kein Problem.“

Auch sollen die eher kritischen Stimmen hier zu Wort kommen. Eine Person meinte hierzu Folgendes: „Das hängt immer von der individuellen Situation ab und kann entsprechend auch nur nach subjektiven Empfinden gelöst werden – möchte ich meinen Partner/ Kind an meiner Tangowelt teilhaben lassen oder diese Tangowelt bewusst als „meine eigene“ Rückzugs Oase wählen…beides ist legitim, keines besser oder schlechter, aber halt komplett unterschiedliche Ansätze.“ Es gab auch wesentlich deutlichere Formulierungen, wie folgende: „Grundsätzlich gilt: solange Kinder groß zu ziehen sind, haben diese Vorrang. Sofern Tango nicht der Broterwerb ist, ist dies ein Hobby und immer mindestens zweitrangig. (Punkt!)“ Oder: „Ich finde kleine Kinder haben auf einer Tangoveranstaltung nichts zu suchen. Erwachsene Kinder, die ggf. die gleichen Interessen haben oder nur mal sehen wollen, wie es auf einer Milonga ist, finde ich in Ordnung.“ Oder in abgemilderter Form: „Tango kann ganz gut Pause machen. Man verpasst nichts, wenn man eine Zeit lang wegbleibt. Aus Arbeits-, Gesundheits-, Wetter-, Hobbygründen finde ich Nichttangozeiten super und denk mir: Familie bekommt Zeit und Tango kann dann auch wiederkommen.“

Abschließend möchte ich dieser letzten Aussage zustimmen. Eine Tango-Auszeit ist nicht nur gut, sondern unter Umständen sogar förderlich. Stellt sich nur die Frage, für wie lange? Und muss es denn ganz oder gar nicht sein? Schließlich ist es doch auch für die Tango-Communities als solche ein bisschen schade, wenn beispielsweise die Lieblingstänzer*innen plötzlich über Jahre hinweg nicht mehr oder kaum noch erscheinen, nur weil sie Kinder haben…

An der Stelle möchte ich Ulla und Stevan vom Tango Colon dafür danken, dass die mein hübsches Hinweisschild nebst einem Stapel Umfragebögen drei Wochen lang auf ihrem Tisch verweilen ließen. Auch Laura von Berlin Tango Vibes fürs featuren, an sämtliche Gruppenadmins auf Facebook fürs posten lassen. Und last but not least, meinem lieben Mann, der Wissenschaftler an meiner Seite, der das fachliche Know-How mitbringt und meine statistische Jungfernfahrt begleitet hat.

Foto: Cecilia Antón Fotógrafa


[1] Es gibt auch schon einige solcher Angebote. Ich wurde auf einige Veranstaltungen aufmerksam gemacht, die bereits Milongas anbieten, zu welchen Kinder ganz explizit eingeladen werden. Die genannten Beispielsorte sind: „Tangolab, Stuttgart: 1 x Monat sonntags von 13 – 17 Uhr“ „Tango tanzen macht schön, Berlin: sonntags Kinderbetreuung von 14 – 17 Uhr “ „Tango Millieu, Hannover: sonntags 15 – 22 Uhr “ „Tango 8, Köln: sonntags 16 – 22 Uhr“. Und das Tango Colon veranstaltet alle paar Monate sonntags einen Übungsnachmittag für seine Schüler, da sind Kinder auch immer herzlich willkommen, ebenso sonntags während des Tangomarathons.

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