Yoga, das O und A vom Tango

Den ersten Yoga-Kurs habe ich als Studentin in Frankreich an der Uni belegt. Hier und dort sind mir danach immer mal wieder ein paar Stunden und Kurse untergekommen. Seit ich Mutter geworden bin, ist Yoga ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Angefangen in der Schwangerschaft, als ich unter der Fülle an Geburtsvorbereitungskursen den einzig für mich stimmigen herausgefiltert habe (nämlich Yoga), wurden die körperlichen und geistigen Übungen des indischen Subkontinents zu einer täglichen Morgenroutine. Kinder in die Kita, Chaos vom Vortag beseitigt, Yogamatte raus!

Sonnengrüße in allen möglichen Variationen, Kobras, Hunde, Adlerarme, Tauben, Schmetterling und weiteres Getier wird allmorgendlich durchgeackert, ups, pardon, im Yoga wir ja alles ganz locker flockig durchgeatmet. Aus regelmäßiger Praxis weiß ich: Yoga kann ganz schön anstrengend sein! Schon der Sonnengruß bringt mich mitunter ziemlich ins Schwitzen. Zudem nutzen viele Yogahaltungen das Eigengewicht des Körpers – wer schon mal eine Weile im Krieger III verbracht hat, oder auch einfach nur seine Arme für einige Minuten seitlich ausgestreckt hat, weiß, wie schwer die eigenen Körperteile werden können.

Yoga macht mich glücklich…

Wieso ich das mache? Weil Yoga mir gut tut. Weil ich dabei meinen Körper ganz intensiv spüre und gleichzeitig so richtig ruhig dabei werde. Es gab Zeiten, da bin ich nachts regelmäßig aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, weil mich die Themen der letzten Tage verfolgt haben. Statt mich weiter von einer Seite auf die andere zu wälzen, habe ich mir dann meine Matte geschnappt und siehe da – nach einer halben Stunde strecken, dehnen und atmen bin ich seelenruhig wieder ins Lala-Land zurückgekehrt! Ja, Yoga hilft definitiv runterzukommen.

Yoga dient zudem auf ganz praktische Weise: Ausdauer, Balance, Flexibilität und Koordination. Stärkung von Wirbelsäule und Tiefenmuskulatur. Gesunde Gelenke und eine allgemeine Stabilisierung der Körperstatik sind allesamt sehr gute Gründe eine tägliche Routine beizubehalten.

… und meinen Tango geschmeidig

Yoga hat soooo viele positive Nebeneffekte. In Bezug auf den Tango ist das indische Übungssystem eben auch sehr empfehlenswert. Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten, die sich ergänzen und sich gegenseitig verstärken. Beispielsweise entsteht im Yoga aufgrund der langsamen Bewegungsabläuft eine sehr bewusste Körperwahrnehmung. Diese Wahrnehmung ist mir auch beim Tanzen sehr von Nutzen, sowohl bei Drehbewegungen als auch im Rückwärtsschritt. Die Dehnung beim Yoga macht lange, schlanke Muskeln, definitiv ein Pluspunkt auf dem Tangokonto! Gleichzeitig wird beim Yoga die Wirbelsäule in alle möglichen Richtungen gebogen. Ein immenser Faktor um flexibel in die diversen Tangokurven einzutauchen. Zudem fördert und erfordert Yoga eine gewisse innere und körperliche Aufrichtung und Erdung. Das Spannungsverhältnis zwischen der kraftvollen Erdung in den Boden und einer Streckung über die Achse nach oben bilden die Basis einer aufrechten Haltung im Yoga sowie im Tango. Das A und O vom Tango und das O und A vom Yoga!

Und auch Tango ist ein Sich-Selbst Kennenlernen. Ein Erfahren des eigenen Körpers, seiner physischen Fähigkeiten und Grenzen, eh klar. Aber auch von Geist und Seele, wenn man so will. Von der Fähigkeit einen anderen Menschen ganz nah an sich ran zu lassen und zu erspüren. Voraussetzung ist dabei, dass man eine gewisse Ruhe in sich trägt. Außerdem Gelassenheit, Neugier und vor allem: Vertrauen. Vertrauen in sich selbst und darauf, dass der Körper die Tangosprache schon versteht. Und just an der Stelle macht Yoga Sinn – die innere Gelassenheit und das Gefühl Eins zu sein mit sich selbst, die kenne ich schon vom Yoga. Übrigens auch von den Geburten meiner Kinder, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema…

Also, ich sag nur, rein in das Yogabeinkleid und nach einer guten Portion Selbsterkenntnis runter von der Matte und auf zur nächsten Milonga!

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